Werteerziehung als schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel (FÜZ)
Gesellschaftliche Handlungsfelder und Veränderungen schlagen sich im LehrplanPLUS in den schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen (FÜZ) nieder, die eng miteinander zusammenhängen. Im Zusammenspiel mit den 14 weiteren FÜZen leistet die Werteerziehung einen wichtigen Beitrag, die Heranwachsenden zu eigenverantwortlichen, wertorientierten sowie beziehungs- und gemeinschaftsfähigen, weltoffenen und schöpferischen Menschen zu erziehen.
Werteerziehung findet im Unterricht, in Projekten sowie im Schulleben statt und ist das Fundament für eine schülerorientierte, wertebasierte und nachhaltige Schulentwicklung. Zudem verkörpert die Lehrperson die Ziele der Werteerziehung. Dazu braucht es eine positive Haltung, die bei den Schülerinnen und Schülern die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und einen respektvollen Umgang miteinander fördert.
Die Persönlichkeitsbildung („Herz und Charakter“) ist neben Wissen und Können ein Kernelement der obersten Bildungsziele. Diese werden erreicht, wenn die Lerninhalte Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern. Die jungen Menschen lernen, sich kritisch und mehrperspektivisch damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, in einer globalisierten, multikulturellen Welt zu leben, die sich in einem Prozess der digitalen Transformation befindet. Schule wird als Lern- und Lebensraum verstanden, in dem sich Schülerinnen und Schüler theoretisch und praktisch mit der Frage auseinandersetzen, wie sie zum Gelingen dieser Welt nachhaltig beitragen können. Dies geschieht durch das Einbeziehen werteerzieherischer Aspekte in den Unterricht, die Durchführung von Projekten – sowohl innerschulisch als auch mit externen Partnern – und durch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern sowie der ganzen Schulgemeinschaft. Viele gute Beispiele in diesem Portal zeigen, wie dies gelingen kann.
Werteerziehung stellt eines von 15 FÜZen dar, die in enger Zusammenarbeit mit Verbänden, Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft und verschiedenen Ministerien entstanden sind und wichtige, gesellschaftlich relevante Themenfelder abbilden, die für Schule und Unterricht unerlässlich sind. Sie befähigen Schülerinnen und Schüler, als mündige Bürgerinnen und Bürger in unserer Gesellschaft zu agieren. Eine demokratische und pluralistische Gesellschaft benötigt eine grundlegende Werteorientierung, um ihren Bestand als freiheitliches Gemeinwesen zu sichern. Werteerziehung leistet hier im Zusammenspiel mit den weiteren FÜZen und dem notwendigen Fachwissen einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung der Orientierungs- und Urteilskompetenz.
Die 15 FÜZe werden im Idealfall sowohl bei Einzelprojekten als auch im Rahmen der Schulentwicklung immer gemeinsam gedacht. Das nachfolgende Beispiel zeigt, wie Werteerziehung in verschiedene schulische Handlungsfelder integriert werden kann. Im Idealfall findet Werteerziehung – wie auch die weiteren FÜZe – gezielt Eingang in den Schulalltag, indem sie im Leitbild der Schule sowie im Schulentwicklungsprogramm verankert ist und in Form verschiedener unterrichtlicher sowie außerunterrichtlicher Maßnahmen umgesetzt wird. Dabei empfiehlt es sich, Maßnahmen zu wählen, deren Umsetzung verschiedene Aspekte der FÜZe abdecken. Beispielhaft sei hier ein Projekt zum aktiven Klimaschutz genannt, bei dem u. a. im Rahmen des Kunsterziehungsunterrichts eine Ausstellung zum Thema „Nachhaltiger Umgang mit social-media-fähigen Geräten“ erarbeitet wird. Die Ausstellung soll die Betrachterinnen und Betrachter für den Stromverbrauch mobiler Speichergeräte sowie den anfallenden Elektroschrott sensibilisieren und für einen bewussteren Umgang mit solchen Medien werben. Folgende FÜZe, Fächer und Maßnahmen können damit abgedeckt und miteinander verbunden werden:
FÜZe: Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, ökonomische Verbraucherbildung, politische Bildung, sprachliche Bildung, technische Bildung und Werteerziehung.
Potenzielle Bearbeitung des Themas in verschiedenen Fächern: Lesen von Sachtexten im Deutschunterricht oder in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, Aufarbeitung von Informationen zur Herstellung und zum Stromverbrauch technischer Geräte in naturwissenschaftlichen Fächern oder Videodokumentationen (als comprehension-Übung) im Fremdsprachenunterricht.
Zeitlich gut abgestimmt können diese Vorhaben in der Ergebnisphase in die Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit integriert oder für die Projektwochen zur Alltagskompetenz genutzt werden. Genauso gut können sie als Maßnahme eine Rolle in der Umsetzung des Medienkonzeptes spielen.
Viele weitere Themen bieten das Potenzial, fachspezifisch-unterrichtliche sowie schulart- und fächerübergreifende Ziele explizit miteinander zu verbinden!
Mit der Initiative Werte machen Schule will das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Werteerziehung und -bildung an bayerischen Schulen nachhaltig fördern. Die Initiative ruht auf zwei großen, tragfähigen Säulen: Die zu Wertemultiplikatorinnen und Wertemultiplikatoren ausgebildeten Lehrkräfte im Freistaat geben ihr Wissen bei schulinternen Lehrerfortbildungen, auf Wertetagen und durch verschiedene Fortbildungsangebote weiter. Im Rahmen der aktuellen Initiative des Ministeriums für Unterricht und Kultus, Werte machen Schule, werden jugendliche Wertebotschafterinnen und -botschafter ausgebildet und dabei unterstützt, sich an ihren Schulen aktiv für ein von gegenseitigem Respekt und Zivilcourage geprägtes Miteinander zu engagieren.
An den beruflichen Schulen läuft außerdem seit Dezember 2019 der vierjährige Modellversuch Werte.BS – Werte und Demokratie an der Berufsschule erfahren und erleben. Darüber hinaus haben alle Lehrkräfte die Möglichkeit, das umfassende Fortbildungsangebot im Bereich Werteerziehung wahrzunehmen und sich Anregungen für die Praxis zu holen. Ausführlichen theoretischen Input bietet auch die ISB-Handreichung „Werte bilden – Impulse zur wertebasierten Schulentwicklung“.
Viele praktische Projekte zur Wertebildung werden initiiert und verantwortet vom „Wertebündnis Bayern. Gemeinsam stark für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene".