mobile Navigation Icon

Wertebildung an bayerischen Schulen » Wertebasierte Schulentwicklung » Werteklärung – Wie findet eine Schule ihre Werte?

Werteklärung – Wie findet eine Schule ihre Werte?

„Das sind unsere gemeinsamen Werte!“ Bis eine Schule diese Aussage formulieren kann, ist es ein langer Weg. Dies liegt nicht nur an der Komplexität von Schulentwicklungsprozessen oder an der schwierigen Definition von Werten. Das hat auch damit zu tun, dass Lehrkräfte oft sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem werteorientierten Unterricht haben und  bei der Wertebildung eher intuitiv handeln. Darum ist es so schwierig, in einer Schule gemeinsam mit allen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, den Eltern und der Schulleitung einen gemeinsamen Wertekonsens zu finden.

Zudem sollte dieser Wertekonsens in einer sich rasch verändernden Gesellschaft immer neu reflektiert und bei Bedarf angepasst und erneuert werden. Vor einigen Jahrzehnten wurde beispielsweise über die Rolle der Frau anders gedacht als heute. Und aktuelle Probleme wie Cybermobbing oder Hasskommentare im Netz gab es damals noch gar nicht.  

Werte bedürfen gerade im Zuge von großen gesellschaftlichen Veränderungen immer eines neuen Aushandlungsprozesses, wie er für eine plurale Gesellschaft charakteristisch ist.

 

Eine Schule findet ihre Werte – Schritt für Schritt

Für die Werteklärung ist immer der richtige Zeitpunkt – und es ist nie zu spät dafür. Je eher eine Schule damit beginnt, umso besser. Für den Weg zu gemeinsamen Werten gibt es auch kein Patentrezept. Aber im Folgenden sind exemplarische Beispiele genannt, wie es mit der Werteklärung an einer Schule losgehen könnte.

 

Mögliche Ausgangspunkte:

- Ergebnisse von (externen oder internen) Evaluationen

- Initiative auf Schülerseite (SMV, Wertebotschafter/in, Streitschlichter etc.)

- Schulentwicklungsgruppe oder dazu gehörige AGs

- Initiative einzelner Lehrkräfte

- Besondere Vorfälle an der Schule (z. B. Mobbing, Gewalt, Rechtsextremismus)

- KESCH-Konzept oder Elterninitiative

 

Diese möglichen Anknüpfungspunkte zu nutzen und sie mit den Vorgaben des Lehrplans zu verknüpfen, ist eine ideale Herangehensweise.

Über ein Schulprofil kann jede Schulfamilie ihre Definition von Werten diskutieren und aushandeln. Aber dieser Prozess braucht Zeit für die Erarbeitung, Umsetzung und Evaluation. Wie in allen Schulentwicklungsprozessen müssen auch Ziele im Bereich der Wertebildung im Sinne eines Deming-Kreises (Plan – Do – Check – Act) regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Bei der Klärung von Werten sollte eine Schule mit einem Zeitrahmen von etwa einem Schuljahr planen. Der Prozess umfasst mehrere Treffen in verschiedenen Zusammensetzungen aller Beteiligten: Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler. Je nach vorhandener Organisationsstruktur der Schulentwicklung sind Schulentwicklungsteams, Beauftragte, AGs oder Vertreterinnen und Vertreter der an der Schule vorhandenen Gruppen unterschiedlich stark eingebunden. Dass alle Mitglieder der Schulfamilie eingebunden werden, ist unabdingbar, wenn der Prozess nachhaltig sein soll. Patentrezepte gibt es nicht.

Idealerweise fungiert eine Steuergruppe bzw. ein Schulentwicklungsteam an der Schule bzw. Teile davon als organisierende und planende Einheit, die in Abstimmung mit der Schulleitung eine geeignete Moderation sucht. Ein Moderator oder eine Moderatorin sollte bereits Moderationserfahrung haben und möglichst nicht der eigenen Schule angehören; bei eingespielten Schulentwicklungsteams und einem an die Moderation durch Beauftragte an der Schule gewöhnten Kollegium ist auch die Moderation durch eine interne Person denkbar. Ideal wäre allerdings eine externe Moderation – möglicherweise aus einer Nachbarschule, die bereits mit wertebildenden Maßnahmen Erfahrung hat, oder aus dem Kreis der Wertemultiplikatorinnen und -multiplikatoren. Sollte der Moderator oder die Moderatorin aus der eigenen Schule stammen, ist eine gewisse Neutralität für die Aufgabe erforderlich.

Verschiedene Methoden sind für die geplanten Veranstaltungen denkbar. Die an die Schulaufsichten der einzelnen Regierungsbezirke und Schularten angegliederten Schulentwicklungsmoderatorinnen und -moderatoren können hier ebenfalls weiterhelfen.

Ob eine Werteklärung am Ende in einem Schulvertrag, gemeinsamen Klassenregeln, wiederkehrenden Projekten, Projektwochen oder anderen Maßnahmen mündet, ist von Schule zu Schule individuell unterschiedlich. Wichtig ist es auf jeden Fall, dass Werte nicht nur in der Theorie verankert, sondern an der Schule gelebt werden. Darüber hinaus muss das Ergebnis einer Werteklärung in bestehende Konzepte und insbesondere in das Schulentwicklungsprogramm integriert werden. Tauchen neue große Handlungsfelder wie die Werteerziehung für eine Schulfamilie auf, dürfen sie nicht dazu führen, dass andere wichtige und gute Ziele der Schule vergessen werden. Oft lassen sich Bildungsziele, vor allem wenn sie aus dem Bereich der FÜZe sind, sehr gut miteinander verbinden bzw. gemeinsam durch gut geplante Maßnahmen abdecken. So sollte das Medienkonzept der Schule mit Werteerziehungsmaßnahmen verzahnt sein (Digitale Bildung und Werteerziehung haben große Schnittmengen) und Maßnahmen zu den Themen Respekt und Toleranz lassen sich beispielsweise sehr gut mit interkultureller Bildung verbinden. Viele gute Beispiele in diesem Portal zeigen diese Möglichkeiten.

Handreichung!

Eine Umsetzungshilfe bietet Infos und Anregungen zum Fach 'Kulturelle Bildung und Werteerziehung in Deutschklassen'.

Werte-Bücher gesucht?

Ob Sach- oder Kinderbuch, hier finden Sie die Infos dazu.

Von und für Schüler/innen:  Wertebotschafter – Aktuelles

Wir sind ein Team! Videos zur Ausbildung und zu Solidarität in der Corona-Krise.

Für Lehrkräfte: Möchten Sie Wertemultiplikator/in sein?

Interessierte Lehrkräfte können sich hier melden und die Wertebildung in Bayern voranbringen – machen Sie mit!

Unterstützung durch WWSE – Wahrnehmungs- und werteorientierte Schulentwicklung

„Wir stellen die Wahrnehmungen und Werte von Menschen in den Mittelpunkt“ – diesen Leitsatz stellt Dr. Klaus Wild der Erklärung seines Ansatzes der Wahrnehmungs- und wertorientierten Schulentwicklung, kurz WWSE®, voraus.

WWSE® ist ein Dienstleistungspaket für Schulen und andere Bildungseinrichtungen, das schwerpunktmäßig bei der internen Evaluation unterstützt. Dabei kommen empirisch abgesicherte und immer wieder weiterentwickelte Fragebögen zum Einsatz, auf deren Basis der Ist-Zustand analog oder digital an Schulen erhoben wird.

Die Ergebnisse der Umfrage werden im Kompetenzzentrum für Schulentwicklung und Evaluation (KSE) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aufbereitet und für die Weiterarbeit an den Schulen bzw. Bildungseinrichtungen ausgewertet. Im Anschluss begleiten Schulentwicklungsmoderatorinnen und -moderatoren die jeweiligen Schulen in ihren weiteren Schulentwicklungsprozessen.

Nähere Informationen hierzu finden Sie unter: Kompetenzzentrum für Schulentwicklung und Evaluation: Wahrnehmungs- und wertorientierte Schulentwicklung (WWSE®) (fau.de)